Neue Veröffentlichung: Baumsterben in Überschwemmungsgebieten des Amazonas

Überschwemmungsgebiete im Amazonas

Kürzlich berichteten wir, dass über Bäume entlang des Uatumã-Flusses wahrscheinlich die Ursache für die bei ATTO gemessenen erhöhten Methanemissionen sind. Nun untersuchten Angélica Resende und ihre Koautoren, wie sich Veränderungen im Überflutungsregime auf die Baumsterblichkeit in Überschwemmungsgebieten auswirken. Dazu verglichen sie zwei Standorte im Amazonasbecken.

Entlang des Jaú-Flusses ist die Umwelt in den Überschwemmungsgebieten noch weitgehend ungestört. Entlang des Uatumã bei ATTO hingegen hat sich das Überflutungsregime durch den Bau des Wasserkraftwerks Balbina weiter flussaufwärts verändert. Durch den Bau des Staudamms wurde eine Fläche von 2.400 km2 Urwald überschwemmt. Darüber hinaus sind die Flusspegel im Amazonasbecken in den letzten 116 Jahren um ca. 1 m gestiegen.

An beiden Standorten untersuchte das Team die langlebige Baumart Eschweilera tenuifolia. Sie gehört zur Familie der Paranussgewächse und ist in Brasilien allgemein als Macacarecuia bekannt. Diese Baumart ist charakteristisch für Wälder in Überflutungsgebieten von Schwarzwasser-Flüssen. Diese Wälder werden auch Igapó genannt. Sie sind gut daran angepasst, saisonal bis zu 10 Monate pro Jahr überflutet zu werden. Allerdings benötigen sie kurze Trockenperioden. E. tenuifolia wächst sehr langsam und produziert sehr hartes, robustes Holz. Und sie können sehr lange leben. Die untersuchten Bäume waren im Durchschnitt alle fast 500 Jahre alt. Der älteste Baum, den das Team beprobt hat, wurde sogar auf über 800 Jahre geschätzt!

Gut angepasst, aber nicht unverwundbar

Das Team fand heraus, dass nach dem Baubeginn des Balbina-Staudamms entlang des Uatumã-Flusses ein massives Baumsterben den igapó-Wald geschädigt hat. Von allen analysierten toten Bäumen war nur einer von zehn Bäumen vor Beginn des Baus des Balbina-Staudamms abgestorben, während alle anderen danach starben. Heute machen die Totholzbestände 12% der Fläche des Igapó bis zu 120 km stromabwärts des Staudamms aus.

Im ungestörten Wald entlang des Flusses Jaú fand das Team nur geringe Baumsterblichkeit. Diese scheint mit großen klimatischen Ereignissen zusammenzufallen, die den Wasserkreislauf der Region beeinflussen. Zu solchen Ereignissen gehören die La-Niña-Ereignisse, die im Wesentlichen das Gegenteil der viel stärker thematisierten El-Niño-Ereignisse sind. La-Niña-Ereignisse führten zu längeren Überflutungsperioden im Amazonasbecken, was die Sterblichkeit hier verursacht haben könnte.

Many igapó forest along the Uatumã have died, leaving lots of dead tree stems behind in the shallow water. Uatumã Fluss
Healthy floodplain trees of the igapó forest are submerged in the shallow water of the Jaú River. Jaú Fluss

Links: Gesunder Igapó Wald am Jaú Fluss (© Tayane Carvalho / INPA). Rechts: Abgestorbener Igapó am Uatumã Fluss (© Angélica Resende / INPA)

Kurz gesagt müssen wir feststellen, dass die gut angepassten Igapó-Wälder immer noch empfindlich auf lang anhaltende Trocken- und Nassperioden reagieren. Dazu gehören sowohl klimatische Ereignisse als auch anthropogene Störungen. Wenn beides zusammenfällt, wie im Fall entlang des Flusses Uatumã bei ATTO, wird die Baumsterblichkeit in den Überschwemmungsgebieten zunehmen. Der bestehende Igapó-Wald wird langsam aussterben. Er wird die Eschweilera tenuifolia-Bäume und andere Bewohner des Habitats zwingen, höher gelegene Überschwemmungsgebiete zu besiedeln.

Resende und ihr Team vom INPA in Manaus gehören zu einer Gruppe, die seit Jahrzehnten die Feuchtgebiete des Amazonas untersucht. Sie veröffentlichten diese neue Studie  “Flood-pulse disturbances as a threat for long-living Amazonian trees” in der Zeitschrift New Phytologist (Open Access).

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