ATTO feiert Meilensteine

In diesem Jahr feiern wir den Jahrestag von zwei Meilensteinen. Unser hoher Turm feiert morgen seinen fünften Geburtstag. Am 15. August 2015 wurde er offiziell eingeweiht. Die Messungen an der Station begannen jedoch bereits im August 2010 an zwei kleineren Türmen. Seitdem ist das Observatorium kontinuierlich gewachsen. Inzwischen beteiligen sich weltweit mehr als 200 Wissenschaftler an diesem interdisziplinären Projekt zur Klimaforschung im Amazonasgebiet.

Zwei Meilensteine

Wissenschaftler an den Max-Planck-Instituten für Chemie in Mainz und für Biogeochemie in Jena träumten bereits Ende der 1990er Jahre von einer Forschungsstation im Amazonasgebiet. Schon damals war ihnen bewusst, wie wichtig dieser Regenwald für das Weltklima ist. Doch es fehlte ihnen an kontinuierlichen Langzeitbeobachtungen, die präzise genug sind, um sie in globale Netzwerke zur Überwachung von Klima und Atmosphäre einzubinden. Bis die ursprüngliche Idee Wirklichkeit wurde, vergingen viele Jahre, doch 2010 war es soweit. In Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Amazonasforschung (INPA) in Manaus bauten die Forscher die erste Infrastruktur auf. Das Team baute einen 80 Meter hohen Turm und einen Mast mit der gleichen Höhe. Sie ermöglichten es, die ersten atmosphärischen Messungen durchzuführen. Sie bilden die Grundlage für eine kontinuierliche und langfristige Beobachtung, die den zentralen Amazonaswald mit der Atmosphäre und dem globalen Klima verbindet.

Seither ist die deutsch-brasilianische Forschungsstation kontinuierlich gewachsen. Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten und Forschungseinrichtungen aus verschiedenen Ländern tragen dazu bei: Biologen, Ökologen, Meteorologen, Chemiker und Atmosphärenphysiker arbeiten interdisziplinär an komplexen, klimarelevanten Fragestellungen. Neue Instrumente werden für den Einsatz unter den schwierigen klimatischen Bedingungen des tropischen Regenwaldes entwickelt, angepasst oder optimiert. Einige Studien liefern Informationen über lokale Prozesse, die u.a. von der Zusammensetzung der Pflanzenarten und den geographischen Bedingungen beeinflusst werden. Darüber hinaus ermöglicht der hohe Turm den Forschern seit fünf Jahren die Erfassung atmosphärischer Daten, die von einer Fläche von mehreren 100 km2 Regenwald beeinflusst werden. In Kombination mit dem Wissen über lokale Prozesse ermöglicht dies den Wissenschaftlern, großräumige Zusammenhänge zwischen dem Regenwald und dem sich ändernden Klima zu untersuchen.

The ATTO tall tower extends above the rainforest canopy at sunset. It was inaugurated 5 years ago, marking one of two big miles that celebrate their anniversary this year.
© Sebastian Brill / MPI-C

Erste Ergebnisse

In den ersten 5 bis 10 Jahren dieses Langzeitprojekts hat das Team bereits eine Vielzahl von Entdeckungen gemacht. So erfuhren wir zum Beispiel, dass Pflanzen, meist die größeren Bäume, 60% des Niederschlags, der über den Amazonas fällt, über die Transpiration wieder in die Atmosphäre zurückführen. Aber um Wolken neu zu bilden, werden Wolkenkondensationskeime benötigt. Die unberührte Atmosphäre um ATTO herum enthält in der Regenzeit nur sehr wenige Aerosole, wie zum Beispiel Schadstoffe. Stattdessen spielen organische Gase, die von der Baumkrone in die obere Atmosphäre abgegeben werden, eine wichtige Rolle. Durch chemische Reaktionen bilden sie in der Atmosphäre Partikel, die Wolkeneigenschaften und Niederschlag beeinflussen. Zu diesen Gasen gehören flüchtige organische Verbindungen (VOC). Obwohl der Amazonas nur 4 % der Landoberfläche ausmacht, stammen 25 bis 40 % der globalen VOC-Emissionen aus dem Amazonasgebiet. Ihre Zusammensetzung ändert sich jedoch mit zunehmendem Trockenstress.

Der Jubiläums-Blog

Um die Jahrestage dieser Meilensteine zu feiern, richten wir einen Jubiläumsblog hier auf der ATTO-Website ein.  In 12 Kapiteln werden die Projektmitglieder in den kommenden Wochen über die Entwicklung der Forschungsstation aus ihrer Sicht berichten. Im ersten Kapitel, das wir bereits früher veröffentlicht haben, spricht Prof. Meinrat Andreae über den Wunschtraum, mit dem alles begann, und wie das Team das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und sein brasilianisches Pendant (Ministério da Ciência, Tecnologia e Inovações, MCTI) davon überzeugt hat, Mittel für den Bau des hohen Turms bereitzustellen. Weitere Kapitel umfassen die abenteuerlichen Expeditionen in den Amazonas, um den zukünftigen ATTO-Standort zu bestimmen, den Kampf mit den widrigen klimatischen Bedingungen und schließlich das Mammutprojekt zum Bau eines Stahlkolosses fernab jeglicher Zivilisation mitten im Regenwald. Wir erwecken diese Erinnerungen mit vielen Fotos und Videos zum Leben und enden mit einem Blick in die Zukunft.

Auf Social Media werden wir im kommenden Monat den Jahrestag dieser Meilensteine mit dem Hashtag #ATTOthroughtime feiern.